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(english version below)

Reds Grab auf dem Stadtfriedhof Stöcken in Hannover hat leider keinen Grabstein, es ist ein anonymes Reihengrab, das im Jahr 2032 traurigerweise aufgelöst wird.

Diese schöne und wahre Geschichte über Loiusiana Red wurde von seinem Freund Gerhard Engbarth (der zusammen mit Red auf dem Foto von Gerlinde Heep zu sehen ist) geschrieben und zeigt Reds wunderbaren und humorvollen Charakter:

Louisiana Red's Trinkgeld

von Hunden, Herren und Roadies
(c) by Gerhard Engbarth 2018

Achtzehn Jahre lang habe ich als Tourneebegleiter
gearbeitet, auch „Roadmanager“ oder „Roadie“ genannt. 1986
war ich zehn Wochen lang mit dem Bluesmusiker Louisiana Red
auf Tournee, von Ende Februar bis Anfang Mai.
Zehn Wochen lang auf Tour heißt 70 mal miteinander
frühstücken, 70 mal die Koffer packen, das Auto laden, ein
paar hundert Kilometer über Autobahn und Landstraßen, ins
Hotel einchecken, die Koffer auspacken, nachmittags zum
Soundcheck in die Halle oder den Club, zurück ins Hotel,
umziehen, essen, in die Halle zum Auftritt, in der Pause
und nach dem Konzert CDs verkaufen und vom Veranstalter die
Gage kassieren, heim ins Hotel und noch irgendwas im
Fernsehn anschauen, bis der Adrenalinspiegel soweit
gesunken ist, dass man schlafen kann. Am nächsten Morgen
geht es weiter, in eine andere Stadt, zu anderem Publikum,
anderen Veranstaltern - neue Liebe, neues Glück.
Ich hatte mal gelesen: „Mancher Hund weiß mehr von seinem
Herrn als der Herr von seiner Frau.“ Das trifft auch für
Menschen auf Tournee zu: Im Verlauf einer zehnwöchigen Tour
lernen sich Musiker und Roadmanager oft besser kennen als
manche Paare in ihrer gesamten Ehe. Zehn Wochen lang so
intensiv zusammen, kann man sich tierisch auf die Nerven
gehen. Meist sind es nur Kleinigkeiten, Eigenheiten, die
berühmten kleinen Schwächen, doch wenn man schafft, damit
klarzukommen, vertieft es die Freundschaft ungemein und der
Ärger über die Macken des anderen weicht mit der Zeit einer
Art heiterer Gelassenheit: Man lernt zu schätzen, was man
aneinander hat.
Irgendwann während dieser zehn Wochen sagte Red zu mir:
„Die Tour ist hart. Wenn sie rum ist, wirst du ein richtig
fettes Trinkgeld von mir bekommen.“ Ich dachte: „Bin mal
gespannt, was er damit meint.“
Als wir nach dem letzten Auftritt ins Hotel zurück kamen,
sagte Red: „Heute ist unser letzter Abend. Lass uns feiern,
die Bar ist noch offen.“
Wir gingen also in die Bar, bestellten etwas zu trinken
und ließen die Tournee Revue passieren. Einige Getränke
später sagte Red: „Ich hatte dir ja was versprochen.“ Er
zog seinen linken Schuh, Größe 48, aus, machte sich an der
Einlegesohle zu schaffen und holte etwas darunter hervor,
was, das konnte ich nicht erkennen, mit seinen großen
Händen hielt Red es sorgsam bedeckt.
Red sagte: „Das war eine schöne Tournee, ich danke dir“,
und streckte mir die Hand hin. Ich gab ihm meine und spürte
etwas in der Handfläche. Als Red meine Hand losließ, sah
ich darin einen zusammengefalteten Geldschein. Ich faltete
ihn auseinander. Es war ein Tausendmarkschein.
Wenn Red und ich später auf diese Tour zu sprechen kamen,
sagten wir: „Der Schein war der Beweis dafür, dass Geld
nicht stinkt“ und lachten wie Schuljungen über einen
gelungenen Streich – ein Vergleich, der gar nicht so
verkehrt war, denn wenn Reds extrem sparsame Ehefrau Dora
je erfahren hätte, dass ihr Mann mir eintausend D-Mark
Trinkgeld gegeben hatte, wäre der Teufel los gewesen!
Weil Red das natürlich auch wusste, hat er das Geld von
seiner Gage abgezweigt, nach und nach, immer mal wieder
was, hat es an den Rezeptionen der Hotels gewechselt und
unter der Einlegesohle seines Schuhs versteckt, im wahrsten
Sinn des Wortes ein altbewährter Tresor u n t e r
Bluesmusikern.



Red's grave on the cemetery of Stöcken, Hannover (Germany) unfortunately is unmarked and anonymous. Sadly after the year 2032 it will no longer exist.

This true story about Red, written by Red's friend Gerhard Engbarth (please, see photo of Red and Gerhard by Gerlinde Heep), shows you the fine character of a wonderful person:

Louisiana Red's Tip

Of Dogs, Masters and Roadies
(c) by Gerhard Engbarth 2018

I used to work as a tour attendant, some say roadmanager or
roadie, for eighteen years. From end of February to
beginning of May 1986 I was on tour with the blues musician
Louisiana Red.
Ten weeks on tour also means having breakfast together 70
times, packing your suitcase 70 times, loading the car,
riding the freeways and highways a couple of hundred miles,
checking into the hotel, unpacking the suitcase, going to
the soundcheck to the hall or club, back to the hotel,
getting dressed, eating, going back to the hall for the
performance, selling CDs during the break and after the
concert and collecting the salary from the host, back to
the hotel and watching something on TV until the adrenaline
level has gone down so far that you can sleep. Next morning
it all goes on, to another city, to another audience, other
hosts – new love, new life.
I once read: “Some dogs know more about their master than
the master knows about his wife.” That even matches with
people on tour: during a ten-week tour musicians and
roadies often learn to know each other better than some
couples in their whole married life. When you are so close
together for ten weeks you can get on each others’ nerves
big time. For the most part it is all about the odds and
ends, the trivia, peculiarities, these famous small
weaknesses. But if you manage to get along with it, it
strengthens a friendship enormously and all the anger about
the quirks of others gradually gives way to a kind of
sereneness. You learn to appreciate each other.
At some point during these ten weeks Red told me: “The
tour is hard. When it is over, I will give you a really fat
tip.” I thought: “I am curious about what he means by
that.”
When we came back to our hotel after our last
performance, Red said: “Tonight is our last night. Let’s
party, the bar is still open.”
So we went into the bar, ordered drinks and looked back
on the tour again. Some drinks later Red said: “I promised
you something.” He took of his left shoe and got out
something from under his insole, but I couldn’t see what it
was. Red covered it carefully with his big hands.
He said: “That was a nice tour, thank you so much” and
reached for my hand. I gave him my hand, and I felt
something in the palm of the hand. When Red let go my hand,
I found a folded banknote. I unfolded it. It was a thousand
Deutschmark bill.
When Red and I talked about this tour later, we agreed:
“The note was proof that money has no smell.” and laughed
like schoolboys about a mighty fine trick – a comparison
that wasn’t wrong at all. Because if Red’s extremely
thrifty wife had ever learned that her husband had given me
a thousand Deutschmarks extra, all hell would have broken
loose! Because Red knew that, too, of course, he had
sidelined it from his own gauge. Time after time, he had
changed some of it at the hotel receptions and had put it
under the insole of his shoe. In the truest sense of the
word a well-tried security container u n d e r blues
musicians.

Iverson Minter aka Louisiana Red
Geboren am 23.03.1932
Gestorben am 25.02.2012

3.444 12 0

Zurueck zur Gedenkstaette Erstellt am 07.01.2021,
Erstellt von Martin Czempiel

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