Das Foto war Papa´s Lieblingsplatz in seinem Schuppen. Hier war er jeden Tag. Manchmal wünsche ich mir, wir hätten uns besser kennengelernt, aber er war ein sehr verschlossener, trauriger, manchmal auch sehr egoistischer Mensch. Trotz allem war er aber mein Papa und ich blicke ohne Groll auf ihn zurück, auch wenn es nicht immer leicht für uns Kinder war. Ich kann es einfach nicht fassen, dass ich ihn jetzt hier nicht mehr wiedersehen werde...
Im Mai ist mittlerweile das 1. Jahr ohne meinen Vater vergangen. Leichter ist deswegen trotzdem nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, das man mit seiner Trauer leider wirklich alleine ist. Weil es auch keiner wirklich verstehen kann, wenn es ihn nicht selbst betrifft. Ich denke das ist aber auch normal, unsere Gesellschaft eben. Das komische ist, früher hatte ich oft einen Groll auf meinen Vater, heute ist es so, dass mir bewusst geworden ist, dass ich ihn jetzt mit offenen Armen empfangen kann, das heißt, ich habe nicht vergessen, das meine Kindheit früher oft nicht einfach war und und mich seine Gemeinheiten oft sehr verletzt haben, aber das es jetzt nicht mehr wichtig ist. Es ist einfach nicht mehr wichtig. Vielleicht kann ich auch eines Tages loslassen, aber das wird sicherlich nicht heute oder morgen sein.
Wichtig ist, das man erkennt, dass wir hier nicht mit unser Trauer alleine sind, sondern sie offen mit allen hier Teilen können. Wir tragen hier das gleiche Schicksal, die gleiche Wut, die gleiche Trauer mit uns. Das ist ein schönes Gefühl. Mir hilft das sehr.
Erstellt von Doreen F