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Eine Geschichte von Beate Schreyer

Sternenkinderland

Es ist schon viele Jahre her, da war auch ich Mutter eines Sternenkindes. Wie alle Mütter und Väter eines solchen Sternchens habe auch ich mich gefragt: „Warum“, warum ausgerechnet mein Kind? Aber es gibt keine Antwort auf diese Frage, im Gegenteil, je intensiver ich nach dem Grund suchte, umso mehr Fragen taten sich mir auf. Mit jeder neuen Frage wurde der Schmerz über den Verlust stärker und die nachtschwarze Dunkelheit, die meine Seele gefangen hielt, größer. Meine Tage wurden zur Last und meine Nächte zur Qual. Da geschah eines Nachts etwas Merkwürdiges. Ich lag in meinem Bett, drehte mich von einer Seite auf die andere und konnte nicht schlafen. Plötzlich sah ich in der oberen rechten Ecke des Zimmers an der Decke einen hellen Lichtkreis der langsam größer und größer wurde. Was ist das nur, dachte ich, war aber nicht in der Lage aus dem Bett zu steigen um der Sache auf den Grund zu gehen. Als der Lichtkreis fast die ganze Zimmerdecke ausfüllte, erschien mittendrin eine kleine Wolke auf welcher mein Sternenkind saß. Es lächelte mich an, streckte mir seine Händchen entgegen und sagte: „Komm Mama, komm, ich will dir etwas zeigen!“ Überglücklich über diese Erscheinung reichte ich meinem Kind die Hand. Kaum dass sich unsere Finger berührten begann ich zu schweben. Mein Körper wurde von unsichtbaren Händen in die Höhe getragen, durchs offene Fenster hinaus, hinauf in den glitzernden Sternenhimmel. Mein Sternenkind hielt immer noch meine Hand und lächelte. Verwundert über die Geschehnisse fragte ich leise: „Was, was machst du denn mit mir?“ Mit großen, wunderschönen Augen sah es mich an als es antwortete: „Ich konnte es nicht mehr ertragen dich so traurig zu sehen, da habe ich um Erlaubnis gebeten, dir meine Welt mal zeigen zu dürfen. Eigentlich darf ja kein Sterblicher in unser Reich, aber Du, Du darfst für ganz kurze Zeit bei uns sein. Darum komm, wir müssen uns schon etwas beeilen.“  In der Zwischenzeit waren wir an einer langen Treppe angekommen, die zu einem großen Tor hinaufführte. Am Fuße der Treppe hörte das Schweben auf, ich stand wieder auf meinen Beinen, mein Sternenkind an der Hand. Wir müssen da rauf, sagte es, zeigte mit einem Fingerchen hinauf zum Tor. Komm schnell, ehe die Treppe wieder verschwindet. So stiegen wir beide dann die Stufen hoch, dem Tor entgegen. Oben angekommen öffnete sich für uns das schmiedeeiserne Tor und wir konnten unseren Weg fortsetzen. Die Treppe führte noch weiter in den Himmel hinauf. Aber jetzt erschienen zwischen den Wolken Engel, die kleine Kinder an der Hand hielten und auf mancher der Wolken war ein kleines Sternenkind zu sehen. Dann öffnete sich das Gewölk, gab den Blick frei auf einen verträumten kleinen Ort, mitten in den Wolken. Siehst Du, Mama, das wollte ich dir zeigen, da wohnen wir, wir die „Sternenkinder“. Uns geht es gut im Sternenkinderland, viel, viel besser, als wir es auf der Erde je hätten haben können. Wir, die wir hierher zurückgekehrt sind, waren noch nicht bereit für ein Leben auf der Erde, wir hätten es nicht ertragen. Darum dürft ihr nicht traurig sein, das musst Du allen Eltern von Sternenkindern sagen, damit sie alle wissen wie gut hier für uns gesorgt wird. Jedes Sternenkind hat hier oben eine Mutter und einen Vater, die es lieben und für es sorgen. Hier gibt es keinen Schmerz, keine Tränen und alle Tiere sind unsere Freunde, auch die, vor denen wir uns auf der Erde hätten fürchten müssen. Schau mal, dort lebt eine Gruppe Löwen. Lächelnd zeigte es nach rechts in eine Gegend, die wie eine Savanne aussah. Tatsächlich, dort spielten Löwen an einem Wasserloch. Wenn Du nun Dein Augenmerk nach links richtest, dann kannst Du dort einige unserer Rehe und Hirsche sehen, die können wir hier alle streicheln, sie gehen auch mit uns spazieren, wenn wir sie darum bitten. Manche von uns leben mit ihren Sterneneltern an einem kleinen See und gehen dort angeln, aber nicht wie unten auf der Erde nach Fischen, nein, hier fangen wir keine Tiere, nicht mal Fische, hier angeln wir im See nach Träumen, die von der Erde hier heraufgetragen wurden. Manchmal können wir sie auch erfüllen, aber das ist schon sehr schwierig, dafür muss man viel lernen. Weißt Du, Mama, wir können auch zu jeder Zeit rüber ins Regenbogenland, zu allen Tieren. Die freuen sich immer ganz besonders, wenn wir mit ihnen auf der großen Regenbogenwiese toben und ihnen all die Leckerlies mitbringen, die ihr von der Erde zu uns raufgeschickt habt. Denn wenn ihr Euere Wünsche zu uns ins Sternenland schickt, dann verwandeln sie sich in genau die Dinge, die ihr für uns gewünscht habt. Allerdings erfüllen sich hier oben bei uns nur die guten Wünsche. Und noch etwas ist in unserem Sternenland sehr schön. Wir können hier, wann immer wir es wollen, von einer Jahreszeit in die andere wechseln. Komm, ich zeige dir mal, wie der Winter bei uns aussehen kann. Mein Sternenkind nahm mich bei der Hand und eh ich mich versah standen wir in einer traumhaftschönen Winterlandschaft. Nun musste auch ich lächeln über die Freude, die mein Sternenkind ausstrahlte, als es mir die ganzen wunderbaren Dinge aus dem Sternenkinderland zeigte. Hier ist es wirklich sehr, sehr schön, sagte ich, aber all das Wissen darum kann uns doch unsere Traurigkeit nicht nehmen, außerdem wer sollte mir schon glauben, wenn ich davon berichten würde? Versuche es wenigstens, sagte mein Sternchen, Du musst es versuchen, bitte, denn wenn unsere Mütter und Väter auf Erden traurig sind, dann können auch wir hier oben nicht wirklich glücklich sein. Aber es wird Zeit, ich muss dich jetzt auf die Erde zurückbringen, doch ich bin so froh, dass ich dir mein Sternenland habe einmal zeigen dürfen. Nun weißt Du, dass das Sternenkinderland ein Ort des Friedens und des Glückes ist und eines Tages werden wir uns wiedersehn. Es war so still in meinem Zimmer. Der helle Kreis an der Zimmerdecke war verschwunden. Was war los mit mir? Hatte ich geträumt oder??? Benommen stand ich auf und wollte ein Stück die Blenden hochziehen, dabei kam ich an meinem Schreibtisch vorbei, mir fiel ein, dass ich den PC nicht runtergefahren hatte, das wollte ich nun nachholen. Der Bildschirm war dunkel, ich griff nach der Maus, der Monitor schaltete sich ein und ich traute meinen Augen nicht. In dem geöffneten Fenster stand: „Liebe Mami, sag bitte allen Müttern und Vätern von Sternenkindern dass es uns gutgeht im großen, weiten Sternenkinderland und dass wir Euch lieben.“

Der Ausflug, war er Traum oder Wirklichkeit?

Ich weiß es nicht!

 

Errik-Aslak Sch.
Geboren am 24.07.1969
Gestorben am 24.07.1969

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Zurueck zur Gedenkstaette Erstellt am 04.06.2011,
Erstellt von Beate Schreyer

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