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Mit der Trauerrede, für mein Lenchen, möchte ich Euch, liebe Leser, verständlich machen,was für eine wunderbare Frau sie war und ihr auf diesem Wege für die Liebe, die Sie mir geschenkt hat danken.


Woher kam mein Lenchen, was hat sie geprägt, wie fanden wir uns und warum ich sie so liebte.

Sie wurde am 16.5.1949 in Odense Dänemark geboren.
Ihre Mutter war 19 Jahre alt und durch eine kurze Romanze mit einem Radrennfahrer, der an einem 6-Tage-Rennen in Odense teilnahm schwanger.
Nach den 6 Tagen verschwand Lenes Vater und ließ nie wieder von sich hören.
So hatte Lene nur Ihre Mutter, die ihr Geborgenheit und Halt gab.
Ihre Mutter war froh nach einiger Zeit einen neuen Partner zu finden, der es ihr und Lene ermöglichte, ein bescheidenes Leben zu führen.
Sie haben jedoch nie geheiratet.
Als Lenchen 11 Jahre alt war, erkrankte ihre Mutter an Krebs und starb mit nur 30 Jahren.
Zuvor suchte sie in ihrer Verzweiflung Trost und Hilfe, ausgerechnet bei den Zeugen Jehovas.
Durch die Verweigerung bestimmter Behandlungsmethoden wurde Ihr Tod sicher noch beschleunigt.
Gleichzeitig redete man Lenchen ein, sie und ihre Mutter hätten etwas Böses getan und dass die
Krankheit ihrer Mutter eine Strafe Gottes sei.
Diese Erfahrung lies sie für alle Zeiten vom Glauben jeder Art Abstand nehmen.
Das dänische Jugendamt lies Lene weiter in der Obhut des Lebenspartners ihrer Mutter,
sodass ihr zumindest eine noch größere Umstellung erspart blieb,
jedoch mit der Folge, dass sie vom 11. bis zu ihrem 21. Lebensjahr  den Haushalt zu führen hatte, und wenig Zeit für sich selbst hatte.
Doch sie beendetet ihre Volksschule und machte eine Buchbinderlehre,
mit dem Erfolg, dass sie keine Anstellung fand, da schon damals dieser Beruf nicht mehr gefragt war.
So blieb ihr nichts anderes über, als in der Albani-Brauerei zu arbeiten.
Darüber war ihr Stiefvater sehr erfreut, da sie für ihn, täglich den Haustrunk mitnehmen konnte.
Dann geschah für ihn das große Unglück.
Lene fuhr mit Freundinnen nach Flensburg zum Tanzen.
Und wer forderte sie zum Tanzen auf?
Ich, der damals halb kriminelle Schlosser Jürgen, dessen Hauptinteresse bis dahin das Nachtleben an der Küste war.
Auf der Rückreise verkündete Lene ihren Freundinnen – das ist der Mann, den ich heiraten werde, sonst keinen.
Damit machte sie aus mir, dem Looser Jürgen, einen, der mehr als einen Sechser im Lotto gewonnen hatte,
denn eine solche lebenslange Liebe kann man nicht kaufen,
nur geschenkt bekommen.
Auch wenn ich mir damals dessen noch nicht bewusst war.
Aber Lene spürte es sofort, denn sie wurde von ihrem Stiefvater aus dem Haus geworfen.
Sie hatte sich mit einem Deutschen eingelassen.
Eine schwere Zeit folgte für sie.
Sie ließ sich jedoch nicht von ihrem Ziel abbringen und so zog sie nach Flensburg und nach einem Jahr,
am 29.9.72 wurde geheiratet.

Ja, so war mein Lenchen, die ich so liebte.

Was folgte, waren fast 40 wunderschöne Jahre voller Liebe und Zuneigung.
Ich durfte mich wie ein Mann, der noch nie etwas von Emanzipation gehört hat aufführen
und sie hat mir darüber hinaus immer das Gefühl vermittelt, ich sei der Größte.
Durch dieses Gefühl bestärkt machte ich letztendlich alles, was Lenchen wollte und wir waren beide glücklich.
Da Lenchen täglich von mir träumte und es für die Tageslaune entscheidend war, dass es ein positiver Traum,
also mit Happy End,
wurden wir beide zu Langschläfern.
Lene musste die Träume erst wieder zurechtduseln.

Ja, so war mein Lenchen, die ich so liebte.


Was liebte Lenchen besonders?
Freunde!
Keine Zähl-Freunde, wie oft gesagt wird: Ich habe 100 Freunde, nein, echte Freunde, auf die man zählen kann.
Und so gab es nicht so viele, aber dafür wirklich gute.
Wie zum Beispiel der Taruper-Kreis und ihre beste Freundin Ilona mit ihrem Hucky, die uns nicht nur in dieser schweren Zeit beistanden.
Darüber hinaus gebührt auch meiner Familie aus nah und fern, den Nachbarn, den Betreuerinnen des dänischen Gesundheitsdienstes, Dr. Kotter mit seinem Team und Frau Dr. Wiese ein besonderer Dank von uns beiden für ihre Hilfe in der letzten schweren Zeit.

Nur etwas weniger als Ihre Freunde, liebte Lene Tiere, nicht nur bestimmte, sonder alle.
So konnte ich zum Beispiel ein Kinderzimmer zu einem Winterquartier für halb-verhungerte Enten machen.
Oder in den USA einen Hund mit 5 Jungen sowie einer großen Wasserschildkröte, im Appartment Asyl gewähren.
Haus und Grundstück waren und sind bis heute ein Geheimtipp für jede Form von Mitgeschöpfen, die auf unsere Kosten über die Runden kommen wollen und können.
Ja, sie selbst entwickelte viel Energie und verbrachte viel Zeit auf unserem Grundstück mit der Suche nach heimatlosen Katzen, die sie so liebte, dass sie außer einem Bild von ihrem Jürgen, auch ein Bild mit ihren 5 heiß geliebten Fellträgern in den Sarg haben wollte, damit sie sich nicht so alleine fühlt. Das vertraute sie ihrer Freundin an.
Aber ich werde Lenchen auch das Bild mit ihrer Mutter mitgeben, das eine der wenigen Erinnerungen war, die sie von ihr hatte und liebte.

Ja, so war mein Lenchen, die ich so liebte.

Aber nicht nur Tiere auch Menschen und wieder fast alle liebte Lene und den Umgang mit ihnen,
und wer Lene kannte, liebte sie.
Ob die Kollegen und Lehrlinge des Intermars Glücksburg, in dem sie 27 Jahre mit Freude beschäftigt war, oder die Gäste, die oft nur kamen, wenn Lene Dienst hatte, mochten und liebten sie für ihre offene, heitere und liebenswerte dänische Art.
Für jeden hatte sie ein offenes Ohr, konnte zuhören und hatte immer ein freundliches Wort für sie.
Dadurch erhielt sie so reichlich Trinkgeld, das sie es mir ermöglichte, meinen oft kostspieligen Hobbys nachzugehen.

Was war noch ein wichtiger Teil ihres Lebens?


Ja richtig, das Reisen.
Ausgelöst durch die langen Aufenthalte in den USA, die wir zu großen Teilen bereisten, entdeckten wir den Reiz der Fernreisen, die uns in fast alle Erdteile führten.
Fast kein Jahr verging ohne ein neues Ziel, bis in die Neuzeit,
in der jetzt der Trend zu Senioren-Langzeitreisen und Caprio-Touren ging, bei denen wir noch viele wunderbare Menschen kennengelernt
haben.


Ja, so war mein Lenchen, die ich so liebte.


Und jetzt geschah das Unfassbare.
2005 wurde die Diagnose Brustkrebs gestellt.
Eine Krankheit, die auch heute noch jede Frau erschauern lässt.
Doch meine kleine Lene war auch eine unheimlich tapfere und starke Frau.
Alle Behandlungen ohne Klagen, scheinbar unerschüttert,
bewahrte sie ihren Lebensmut und Lust.
Und so war sie es, die mir die Zuversicht und den unbeschwerten Alltag zurückgab.
Aber dann der zweite Schock.
Im Frühjahr 2009 kam der Krebs zurück, in Form von Metastasen.
Eine Operation mit anschließender Bestrahlung sollte das Problem beseitigen.
So machte Lenchen es mir glauben.
Und wie beim ersten Mal, müsste noch zur Sicherheit eine Chemo erfolgen, die bis Mitte Oktober 2010 durchgeführt wurde.
Eine Reha auf Usedom und der Alltag kann zurückkehren.
So glaubte ich.
Als Lene zurückkam und vor Schwäche kaum laufen und essen konnte, ließ ich sie ins Krankenhaus einweisen, und ich sprach mit Lenes Arzt, was sie vorher immer abgelehnt hatte, da ja alles in Ordnung sei.
Dieser Arzt zerstörte mit einem Schlag jede Zukunfts- und Lebensfreude für mich.
„Ihre Frau ist im letzten Stadium und wird bald sterben“, sagte er.
Eine Welt brach für mich zusammen.
Lenchen, diese scheinbar zerbrechliche Frau, wusste dies schon über 1 Jahr und hat das ganze Leid
und auch die Angst, alleine getragen, um mir, ihrem Jürgen, ein unbeschwertes Jahr und einen normalen  Alltag zu schenken.
Obwohl ihr bewusst war, was auf sie zu kam, denn fast genau vor
einem Jahr verstarb meine Cousine Edith an der gleichen Krankheit
und Lenchen saß dort wo ihr heute sitz.
So blieb mir nur ihr die Bitte zu erfüllen, zu Hause sterben zu können.
Über diese Zeit möchte ich an dieser Stelle nichts sagen.
Nur soviel:  Auch in dieser Zeit war Lenchen wieder die Stärkere.


Ja, so war mein Lenchen, die ich so liebte.


Liebes Lenchen, hab keine Angst.
Mein Herz ist nicht hart geworden, sondern es hat sich verschlossen,
um dich nie mehr herauszulassen, damit du immer bei und in mir bleibst.
Und wenn uns alle vergessen haben, und die unendlichen Zeiten unerbittlich voranschreiten,
so werden wir und unsere Liebe immer gewesen sein.
Und was war und gelebt wurde,
wird auch immer, für alle Zeiten,
ein Teil dieser Welt sein und dadurch unsterblich werden.
Mit dieser Gewissheit schlafe sanft, meine Liebe, den zeitlosen Traum.
Dein dich unendlich vermissender, liebender Jürgen.



 

Lene Ketelsen
Geboren am 16.05.1949
Gestorben am 21.01.2011

12.451 578 15

Zurueck zur Gedenkstaette Erstellt am 25.01.2012,
Erstellt von Jürgen Ketelsen

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