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Mein Opa, Hinrich Ludwig Nordenholz, wurde am 10.1.1897 In Aschwarden-Vorbruch als drittes Kind geboren. Seine Eltern besaßen einen Bauernhof. Am 9.2.1903 verstarb der Vater, Johann Hermann, an Diphtherie und nur einen Monat später die Mutter Anna, ebenfalls an Diphtherie. Kein Einzelfall in der damaligen Zeit. Es gab kein fließendes Wasser in den alten Niedersachsenhäusern. Man war gezwungen, Trinkwasser aus Brunnen zu schöpfen, das leider häufiger mit Bakterien verseucht war. Auch der zwei Jahre ältere Bruder Johann Hermann, fiel im Jahre 1897 dieser Krankeit zum Opfer, zwei Monate vor der Geburt meines Opas. Nur mein Opa und die ältere Schwester überlebten. Die beiden Vollwaisen wurden von einander getrennt und wuchsen auf verschiedenen Bauernhöfen auf. Sie mussten nach der Schule schwere Arbeiten verrichten. Mein Opa und seine Schwester verloren sich während des 2. Weltkrieges aus den Augen. Er wurde Soldat bei der Kriegsmarine.

Am 21. Januar 1921 heiratete mein Opa Anna Hinnerike Bullerdieck aus Neuenkirchen. Sie bekamen zwei Söhne: Hermann, und fünf Jahre später meinen Vater Adolf. Alle überlebten den Krieg, mein Onkel auf der Ukrainischen Halbinsel Krim, mein Vater war von 1944 bis Mai 1945  in amerikanischer Kriegsgefangenschaft, in Salt Lake City. Der größte Wunsch meines Onkels, noch einmal auf die Krim zurückzukehren, erfüllte sich nicht mehr.

In der Ostlandstraße in Bremen-Bockhorn kauften sie ein Siedlungshäuschen mit 1 000qm großem Garten. Genug Platz für den Anbau von Gemüse und Obst, sowie das Halten von Schweinen und Kaninchen. Den Garten düngte mein Opa "biologisch" mit Jauche aus der Jauchengrube. Bin ich deshalb heute so gesund? Einmal in der Woche kam der Milchmann mit Pferd und Wagen. In der Nachbarschaft entbrannte ein Kampf um die Pferdeäpfel, den meistens mein Opa gewann, trotz leichter Gehbehinderung. In der Vorweihnachtszeit kam immer der dicke Quelle-Katalog auf den großen Esstisch Eurer Wohnküche. Während im Ringeherd das Feuer prasselte und Oma die Füße auf die "Feuerkieke" stellte, durften Herbert und ich uns unsere Wünsche an den Weihnachtsmann aus dem Katalog aussuchen. Das waren noch Zeiten.

Mein Opa arbeitete zunächst als Feuerwehrmann bei der Bremer Wollkämmerei in Bremen-Blumenthal, und später bis zu seiner Pensionierung als Pförtner im Schichtdienst, ebenfalls bei der BWK. Musste er an Heilig Abend arbeiten, besuchten wir ihn in seinem Pförtnerhäuschen.

Seine größte Freude waren seine Schwiegertöchter und die beiden Enkelkinder. Er war ein großartiger Rezitator und beherrschte genau wie meine Oma, mein Onkel und mein Vater die plattdeutsche Sprache.

Ich liebte ihn über alles auf der Welt. Oft saßen wir in der Sonne auf der Bank im Garten und spielten mit den Katzen und Kaninchen. Er besserte mein Taschengeld auf und verwöhnte mich mit "Schnuckersachen", die mir leider manchmal auf den Magen schlugen, sehr zum Ärger meines Vaters. Beim Mensch-Ärgere-Dich-nicht-Spiel entpuppte er sich als schlechter Verlierer. So manch ein Spiel landete im Kohlenofen, um am nächsten Tag durch ein neues ersetzt zu werden. Ja, so war er mein Opa.

Leider verstarb er viel zu früh am 11.7.1967 nach einem schweren Schlaganfall im Blumenthaler Krankenhaus. Meine Oma überlebte ihn um zehn Jahre.

Danke lieber Opa für Deine Fürsorge und Liebe zu Deiner Enkelin Sisa! Ich vermisse Dein schelmisches Lachen, Deine plattdeutschen Gedichte, Deinen Rat und nicht zuletzt den Duft von "Brisk-Frisiercreme" in Deinem Haar. Heimlich hast Du Herbert und mir den "Golda-Sprudel" mit etwas Eierlikör "versüßt", bis mein Vater dahinter kam... 

Du hast so schwer gearbeitet in Deinem Leben und hättest weiß Gott ein besseren Tod verdient, als an Händen und Füßen am Bett fixiert im Blumenthaler Krankenhaus, im Sommer 1967. In einer Vollmondnacht bist Du ans Fenster gegangen, hattest Sehnsucht nach Deinem Garten. Deinen Bettnachbarn wurde Angst und Bange, und sie riefen nach der Krankenschwester - mit fatalen Folgen. Weinend hattest Du meinen Vater angefleht, Dich von den unmenschlichen Fesseln zu befreien ("Adolf, schas barmherzig sin"), aber gegen die Anordnung der Ärzte und Schwestern war auch er machtlos. In der damaligen Zeit war ein 70jähriger Mann ein "alter Mann", zum Sterben verurteilt. Heute würde ich mir so eine Behandlung nicht mehr bieten lassen. Ruhe in Frieden, lieber Opa und verzeih, dass ich Dir nicht helfen konnte. Ich war erst 17 Jahre jung.

Ich habe Dich lieb, für immer Deine Sisa 

In ganz Europa, gibt´s nicht solchen Opa. Wie oft hast Du mir das vorgesungen?

Hinrich Ludwig Nordenholz
Geboren am 10.01.1897
Gestorben am 11.07.1967

10.521 231 22

Zurueck zur Gedenkstaette Erstellt am 15.11.2012,
Erstellt von Sigrid Lindemann

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